Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

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Der Wolf als König, der Fuchs sein Minister

Art: Fabel
AutorIn: unbekannt
Land: Deutschland
Sprecher: Tom Keymer

Der König der Waldtiere war gestorben. Da sprachen diese zueinander: »Es ist am besten, wir machen den Wolf zum König. Da wird er immer daheim sitzen und Recht sprechen. Und wir haben so vor ihm Ruhe.« So geschah es auch, dass sie ihn wählten. 
Der Wolf freute sich über die grosse Ehre, die ihm angetan wurde. Damit es ihm an klugem Rat nie fehle, machte er den Fuchs zu seinem Minister. Wehe aber den armen Tieren, die vor dem Gerichtshof des neuen Königs erschienen. Keines kam lebendig davon. Wer vom König nicht selbst gewaltsam getötet wurde, der starb durch die Hinterlist seines Ministers. 

So erging es dem Hasen: Der Hase ging an einem Felsblock vorüber.
Da sah er eine Schlange liegen, auf die ein mächtiger Stein gerollt war. Die Schlange bat ihn, er möchte den Stein doch von ihr wegheben. Der Hase dachte nicht lange nach und hob den Stein fort. Kaum war die Schlange frei, so wollte sie den Hasen verschlingen. 

»Wie, ist das der Dank?« rief dieser. »Ja, so geht es in diesen Zeiten«, sprach die Schlange, »Undank ist der Welt Lohn!«
»So lasse wenigstens einen anderen Recht sprechen!« sagte der Hase. Die Schlange war damit einverstanden. Da fiel dem Hasen ein Stein vom Herzen. 

Sie gingen nun weiter und sahen zwei Raben.
Diesen legten sie die Sache vor. »Der Hase soll sterben!« sprachen die Raben, »denn Undank ist der Welt Lohn!« »Was, sollen Räuber meine Richter sein?« sprach der Hase, »noch füge ich mich nicht, gehen wir zum König!« Die Schlange liess auch das geschehen. 

Als sie vor dem König waren und ihm die Sache vortrugen, sprach der zornig: »Der Hase hat auf keinen Fall recht, weil er ja der Schwächere ist. Ob aber die Schlange recht hat, soll mein Minister untersuchen.« 

Da kamen sie vor den Fuchs und trugen ihm die Geschichte vor.
Der schüttelte bedenklich den Kopf und sprach: »So ein verwickelter Fall ist mir noch nicht vorgekommen.« 

Er liess sich zum Stein hinführen. Da sagte er zu der Schlange: »So, lege du dich an die Stelle, wo du warst, und du, Hase, wälze den Stein hin, wie er war.« 

Als das geschehen, sprach der Fuchs das Urteil: »So soll es auch bleiben!« Den Hasen packte er gleich, würgte ihn und sagte: »Dich hat mein König verurteilt, du darfst der gerechten Strafe nicht entgehen.«

 



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