Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

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Schneewittchen

Art: Märchen
AutorIn: Brüder Grimm
Land: Deutschland
Sprecher: Tom Keymer

Es war einmal eine schöne Königstochter, die hatte eine Haut so weiss wie Schnee, Lippen so rot wie Blut und Haare so schwarz wie Ebenholz. Deshalb wurde sie Schneewittchen genannt. Ihre Mutter aber war bei ihrer Geburt gestorben, und sie hatte eine böse Stiefmutter bekommen. Diese war eine Hexe und besass einen Zauberspiegel. Jeden Tag fragte sie ihren Spiegel: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?« Und immer antwortete der Spiegel: »Frau Königin, ihr seid die Schönste im Land!«

Eines Tages aber, als Schneewittchen zu einem wunderschönen Mädchen herangewachsen war, antwortete der Spiegel: »Frau Königin, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen ist tausendmal schöner als ihr!« Da erschrak die Königin, und sie wurde gelb und grün vor Neid. Sie befahl einem Jäger, Schneewittchen in den Wald hinauszuführen und zu töten. Der Jäger aber hatte Mitleid mit dem armen Mädchen und liess es laufen.

Den ganzen Tag irrte Schneewittchen durch den Wald und kam am Abend endlich an ein kleines Häuschen. Es war das Häuschen der sieben Zwerge, die wie jeden Tag zur Arbeit weggegangen waren. Auf dem Tisch standen sieben kleine Becherchen und sieben Tellerchen. Schneewittchen ass aus jedem ein wenig und trank aus jedem Becher ein Schlückchen, dann legte es sich in eines der sieben Bettchen und schlief vor Erschöpfung sofort ein. Die sieben Zwerge freuten sich sehr, als sie Schneewittchen entdeckten und baten es, bei ihnen zu bleiben.

Nun kümmerte sich die Prinzessin tagsüber um das Häuschen, während die Zwerge ihrer Arbeit nachgingen. Alles wäre gut gegangen, wenn die böse Königin, Schneewittchens Stiefmutter, nicht so eitel gewesen wäre. Am Tage, nachdem Schneewittchen in den Wald geführt worden war, setzte sie sich vor ihren Spiegel und fragte: »Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?«

Nun werde ich wieder die Schönste sein, dachte sie, aber der Spiegel antwortete: »Frau Königin, ihr seid die Schönste hier, aber Schneewittchen über den Bergen bei den sieben Zwergen ist noch tausendmal schöner als ihr!« Da wusste sie, dass der Jäger sie betrogen hatte und dass Schneewittchen noch lebte.

Sie verkleidete sich als Krämerin und ging zum Häuschen der Zwerge. Dort klopfte sie an und bot Schneewittchen wunderschöne Schnürriemen an. »Dieser wäre der rechte«, sagte sie und hob einen bunt geflochtenen in die Höhe. »Komm her, ich will ihn dir selber schnüren.« Schneewittchen ging arglos zu ihr hin und liess sich schnüren. Aber die Alte schnürte es so fest, dass es wie tot umfiel. »Nun bist du die Schönste gewesen!« kicherte die Alte und ging durch den Wald davon.

Als die Zwerge nach Hause kamen, erschraken sie sehr, schnitten schnell den Schnürriemen auf, und — gottlob! — ihr Schneewittchen atmete wieder.

Natürlich erfuhr die böse Stiefmutter, dass Schnee-wittchen noch lebte, als sie ihren Spiegel befragte. Da machte sie einen giftigen Kamm und ging in einer anderen Verkleidung zum Haus der Zwerge. Sie verkaufte Schneewittchen den giftigen Kamm und drückte ihn so tief in sein Haar, dass es wieder wie tot umfiel. Als die Zwerge am Abend nach Hause kamen, zogen sie den giftigen Kamm aus dem Haar, und ihr geliebtes Schneewittchen atmete wieder. Nun warnten sie es sehr, noch einmal etwas an der Tür zu kaufen.

Als die böse Königin erfahren hatte, dass Schneewittchen immer noch lebte, vergiftete sie die eine Hälfte eines Apfels und ging als Apfelverkäuferin zu Schneewittchen. Schneewittchen wollte nichts kaufen, aber die Frau schenkte ihm einen halben Apfel und ass die andere Hälfte selber. Da biss auch Schneewittchen in seine Hälfte. Als es den ersten Bissen im Munde hatte, fiel es wie tot zu Boden. Auch die Zwerge konnten es diesmal nicht wieder zum Leben erwecken.

Und weil es so schön war, legten sie es in einen gläsernen Sarg. Nun konnte die böse Königin zufrieden sein, denn ihr Spieglein antwortete: »Frau Königin, ihr seid die Schönste im Land!«

Eines Tages kam ein Königssohn am Häuschen der Zwerge vorbei und sah Schneewittchen in dem gläsernen Sarg liegen. Er liebte es sogleich über alle Massen und erbat es sich samt seinem Sarg von den Zwergen. Als aber die Zwerge den Sarg aufhoben, stolperte einer, und das giftige Apfelstück sprang aus Schneewittchens Mund. Da schlug das Mädchen die Augen auf und blickte verwundert um sich. Die Zwerge und der Prinz freuten sich, dass ihr geliebtes Schneewittchen wieder lebte.

Und weil es die Liebe des Prinzen erwiderte, ging es mit ihm auf sein Schloss, wo ihre Hochzeit in aller Pracht gefeiert wurde.



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