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Von Schote zu Schote

Art: Märchen
AutorIn: unbekannt
Land: Frankreich
Sprecher: Tom Keymer

Ähnliches Märchen: Tischlein deck dich!

Es war einmal ein armes Ehepaar, das lebte trotz vieler Arbeit sehr kümmerlich. Eines Tages fand der Mann eine Erbse. Eine solche Erbse hatte man noch nie gesehen: sie war gross wie eine Nuss! Da es sparsame Leute waren, legten sie sie in die Erde. Sie ging auf und wuchs so schnell und so gut, dass sich Triebe auf Triebe türmten, bis sie sich schliesslich an den Himmel hängte.

Als sie dann über und über mit schönen Schoten bedeckt war, kam dem braven Mann der Gedanke, sie als Leiter zu benutzen. So stieg er hinauf, von Schote zu Schote, von Schote zu Schote. An der Pforte des Paradieses angelangt, klopfte er. Der heilige Petrus öffnete ihm und fragte, was er wünsche.

»Ein kleines Almosen«, erwiderte der Mann. Der heilige Petrus schenkte ihm ein Zaubertischtuch. Sobald man es ausbreitete, bedeckte es sich mit allerhand guten Speisen.

Der Mann war überglücklich und stieg von Schote zu Schote hinunter. Auf dem Erdboden angelangt, rief er seine Frau und zeigte ihr das schöne Geschenk. Da sie herzensgute Leute waren, luden sie ihre Freunde zu einem Festmahl ein. Ihr könnt euch vorstellen, wie sie von allen um das Tischtuch beneidet wurden. Nach dem Essen wurde es zusammengefaltet und in einer Schublade versorgt.

Eine Nachbarin aber, die alles genau beobachtet hatte, benutzte ein offenstehendes Fenster und stahl das Tischtuch. Wer war da ganz verzweifelt? Die guten Leute natürlich.

Der Mann nahm Zuflucht zu seiner Erbse und stieg hinauf, von Schote zu Schote, von Schote zu Schote. An der Pforte des Paradieses angelangt klopfte er. »Was? Bist du schon wieder da?« rief Petrus. »Verzieh dich schleunigst!«

Aber nachdem der Alte ihm von seinem Pech erzählt hatte, bekam der Heilige Mitleid und schenkte ihm eine Börse, die niemals leer wurde. Nach Hause zurückgekehrt, begann der Mann zu tanzen und die Börse zu schütteln. Das Geld fiel heraus wie Hagelkörner. Leider lockte der Lärm die böse Nachbarin herbei, und es gelang ihr, die Börse zu stehlen. Die beiden Leute waren ganz verdutzt, wie ihr euch denken könnt, und beschuldigten sich gegenseitig, das Unglück verschuldet zu haben.

Nachdem der Bauer sich die Sache überlegt hatte, beschloss er, von Schote zu Schote hinaufzusteigen. Der heilige Petrus schlug ihm im ersten Augenblick die Tür vor der Nase zu. Da er aber wusste, dass er es eigentlich mit einem braven Mann zu tun hatte, schenkte er ihm einen kleinen Stock und sprach: »Wenn ihr damit die gestohlenen Dinge nicht zurückgewinnt, seid Ihr nichts als ein Dummkopf. Ihr braucht nur zu sagen: >Stock, tu deine Pflicht, schlag zu und mache alles kaputt!<, und es wird gut gehen.«

Der Alte stieg schweren Herzens wieder hinunter. Als seine Frau das Geschenk sah, wurde sie sehr zornig. Aber er benutzte die Gelegenheit und rief: »Stock, tu deine Pflicht, schlag zu und mach alles kaputt!« Ei! Da hättet ihr sehen sollen, wie das Geschirr in Scherben ging und die gute Frau Hiebe auf den Rücken bekam. »Hör auf, Stock!« rief sie überglücklich. »Jetzt verstehe ich alles! Schnell zu der Nachbarin!«

Gesagt — getan! Der Stock tat seine Pflicht, und die entsetzte Diebin wurde verprügelt. Sie gab die Börse und das Tischtuch zurück. Seitdem ist die Erbse vertrocknet. Und die beiden Alten leben glücklich und in Frieden.



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