Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

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Der dumme Junge

Art: Märchen
AutorIn: unbekannt
Land: Japan
Sprecher: Tom Keymer

Da gab es einmal einen dummen Jungen. Als er eines Tages einen Begräbniszug sah, in dem Blumen und Fahnen umhergetragen wurden, rief er laut: »Ach, wie schön, ah, wie schön!« — »Was ist da schön, du Dummkopf«, riefen die Leute und schlugen ihn auf den Kopf. Als er nach Hause kam und dies erzählte, belehrte ihn der Vater: »In so einem Fall musst du: ›Buddha sei der armen Seele gnädig!‹ sagen.«

Ein anderes Mal zog ein Hochzeitszug am Hause vorüber, da rief er: »Buddha sei der armen Seele gnädig!« und bekam wieder Schläge auf den Kopf. Als er es dem Vater erzählte, sagte dieser: »Das darfst du in diesem Fall nicht sagen, in diesem Fall musst du einen Glückwunschgesang anstimmen.«

Als dann eines Tages in der Nähe des Hauses Feuer ausbrach, dachte er daran, was ihm der Vater gesagt hatte, lief zur Brandstätte und fing dort laut an zu singen: »Ich wünsche Glück, ich wünsche Glück!« — »Was gibt es hier Glück zu wünschen?« riefen die Leute und schlugen ihn mit glühenden Brandscheiten auf den Kopf, so dass er weinend nach Hause lief und dem Vater wieder sein Leid klagte.

»Ja, in diesem Fall hättest du sagen müssen: ›Darf ich Hilfe leisten?‹ und hättest einen Kübel Wasser ins Feuer giessen müssen.« Als der Sohn dann einmal in der Stadt war, kam er an der Werkstatt eines Schmiedes vorbei. Und als er das Schmiedefeuer erblickte, fielen ihm die Worte des Vaters ein.

Schnell ergriff er einen da stehenden Eimer, rannte in die Schmiede und goss ihn mit den Worten: »Darf ich Euch helfen?« in das Feuer. Der Schmied war bitterböse über diesen Streich, nahm den grossen Schmiedehammer und schlug ihm damit eins auf den Schädel, dass es dröhnte.

Als der Sohn dann weinend aus der Stadt nach Hause kam und dem Vater sein Erlebnis erzählte, sagte dieser:

»Das ist schlimm, das hast du wieder ganz falsch gemacht. In so einem Falle springt man hinzu und sagt: ›Darf ich auch einmal mit zuschlagen?‹ und leistet den Leuten mit ein paar Schlägen Hilfe.« Der Sohn beschloss, sich das zu merken, und als er dann wieder in der Stadt war, sah er, wie sich vor einer Weinschenke zwei Betrunkene rauften.

Schnell sprang er dazwischen und rief: »Darf ich auch einmal zuschlagen?« und gab jedem der beiden einen Schlag auf den Kopf. Da wendeten sich beide gegen ihn, prügelten ihn gemeinsam windelweich und schickten ihn voller Beulen und blauer Flecken nach Hause zurück.

»Das hast du wieder falsch gemacht«, sagte der Vater, »in diesem Fall muss man zwischen die Streitenden treten und muss sie zu trennen versuchen, indem man sagt: ›Ruhe, Ruhe, beruhigt euch!‹ und muss versuchen, sie zu versöhnen.«

Bald darauf machte der Sohn einen Gang durch die Berge. Da sah er zwei Stiere, die auf einer Weide miteinander kämpften und mit gesenkten Hörnern aufeinander losrannten. Schnell sprang er zwischen sie mit dem Ruf: »Ruhe, Ruhe, beruhigt euch!«, wie es ihn der Vater gelehrt hatte.

Die Stiere aber kümmerten sich nicht viel um ihn. Sie spiessten ihn auf ihre Hörner. Und so kam er elendiglich ums Leben.



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