Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

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Die Bienenkönigin

Art: Märchen
AutorIn: Brüder Grimm
Land: Deutschland
Sprecher: Tom Keymer

Zwei Königssöhne gingen einmal auf Abenteuer und gerieten in ein wildes, wüstes Leben, so dass sie gar nicht wieder nach Haus kamen. Der Jüngste, welcher der Dummling hiess, machte sich auf und suchte seine Brüder. Aber als er sie endlich fand, verspotteten sie ihn und meinten, sie zwei wären doch viel klüger, und er solle mit ihnen kommen.

Sie zogen alle drei miteinander fort und kamen an einen Ameisenhaufen. Die zwei älteren wollten ihn aufwühlen und sehen, wie die kleinen Ameisen in der Angst herumkröchen und ihre Eier forttrügen. Aber der Dummling sagte: »Lasst die Tiere in Frieden, ich mag’s nicht, wenn ihr sie stört!«

Da gingen sie weiter und kamen an einen See, auf dem viele, viele Enten schwammen. Die zwei Brüder wollten ein paar fangen und braten. Aber der Dummling liess es nicht zu und sprach: »Lasst die Tiere in Frieden, ich mag’s nicht, wenn ihr sie tötet!«

Endlich kamen sie an ein Bienennest. Darin war so viel Honig, dass er am Stamm hinunterlief. Die zwei wollten Feuer unter den Baum legen und die Bienen ersticken, damit sie ihnen den Honig wegnehmen könnten. Der Dummling hielt sie aber wieder ab und sprach: »Lasst die Tiere in Frieden, ich mag’s nicht, wenn ihr sie verbrennt!«

Endlich kamen die drei Brüder in ein Schloss, wo in den Ställen lauter steinerne Pferde standen. Es war kein Mensch zu sehen. Sie gingen durch alle Ställe, bis sie zu einer Türe ganz am Ende kamen, vor der drei Schlösser hingen. Es war aber mitten in der Türe ein Türlein, durch das man in die Stube sehen konnte. Da sahen sie ein graues Männchen, das an einem Tisch sass. Sie riefen es an, einmal, zweimal, aber es hörte nicht zu.

Endlich riefen sie zum dritten Mal. Da stand es auf, öffnete die Schlösser und kam heraus. Es sprach aber kein Wort, sondern führte sie zu einem reichgedeckten Tisch. Als sie gegessen und getrunken hatten, brachte es jeden der Brüder in ein eigenes Schlafgemach.

Am andern Morgen kam das graue Männchen zu dem Ältesten, winkte und leitete ihn zu einer steinernen Tafel. Darauf standen drei Aufgaben geschrieben, wodurch das Schloss erlöst werden könnte. Die erste war: Im Wald unter dem Moos liegen die tausend Perlen der Königstochter. Diese mussten aufgesucht werden. Wenn vor Sonnenuntergang noch eine einzige fehlte, so werde derjenige, welcher gesucht habe, zu Stein verwandelt.

Der Älteste ging hin und suchte den ganzen Tag, als aber der Tag zu Ende war, hatte er erst hundert gefunden. Es geschah, wie auf der Tafel stand: Er wurde in Stein verwandelt. Am folgenden Tage unternahm der zweite Bruder das Abenteuer. Es ging ihm nicht viel besser als dem Ältesten, er fand nicht mehr als zweihundert Perlen und wurde zu Stein.

Endlich kam auch der Dummling an die Reihe. Der suchte im Moos. Es war aber so schwer, die Perlen zu finden, und es ging so langsam. Da setzte er sich auf einen Stein und weinte. Und wie er so sass, kam die Ameisenkönigin, der er einmal das Leben erhalten hatte, mit fünftausend Ameisen. Es dauerte gar nicht lange, so hatten die kleinen Tiere die Perlen miteinander gefunden und auf einen Haufen getragen.

Die zweite Aufgabe aber war, den Schlüssel zu der Schlafkammer der Königstochter aus dem See zu holen. Wie der Dummling zum See kam, schwammen die Enten, die er einmal gerettet hatte, heran, tauchten unter und holten den Schlüssel aus der Tiefe.

Die dritte Aufgabe aber war die schwerste: Von den drei schlafenden Töchtern des Königs sollte die Jüngste und die Liebste herausgesucht werden. Sie glichen sich aber vollkommen und waren gleich. Der einzige Unterschied waren die Süssigkeiten, die sie vor dem Einschlafen gegessen hatten.

Die Älteste ein Stück Zucker, die Zweite ein wenig Sirup, und die Jüngste einen Löffel Honig. Da kam die Bienenkönigin von den Bienen, die der Dummling vor dem Feuer geschützt hatte. Sie untersuchte den Mund von allen dreien. Zuletzt blieb sie auf dem Mund sitzen, der Honig gegessen hatte. So erkannte der Königssohn die Richtige.

Da war der Zauber vorbei, alles war aus dem Schlaf erlöst, und wer aus Stein war, erhielt seine menschliche Gestalt wieder. Der Dummling vermählte sich mit der Jüngsten und Liebsten und wurde König nach ihres Vaters Tod. Seine zwei Brüder aber erhielten die beiden andern Schwestern zur Frau.
 



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