Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

Rotkäppchen (Autor unbekannt)

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Rotkäppchen brachte der alten Grossmutter Gebackenes. Ein Wolf sprach es an und wollte Rotkäppchen in den Wald locken. Rotkäppchen aber hörte nicht darauf und ging geradefort seines Wegs. Endlich kam es zur Grossmutter und erzählte ihr: »Ich bin dem Wolf begegnet. Er hat mir guten Tag gewünscht, aber so böse aus den Augen geguckt. Wenn’s nicht auf offener Strasse gewesen wäre, er hätte mich sicher gefressen.« »Komm,« sagte die Grossmutter, »wir wollen die Türe verschliessen, dass er nicht hereinkann.«

 

Bald danach klopfte der Wolf an und rief: »Mach auf, Grossmutter, ich bin das Rotkäppchen, ich bringe dir Gebackenes.« Sie schwiegen aber und machten die Türe nicht auf. Da schlich der Graukopf etliche Male um das Haus, sprang endlich aufs Dach und wollte warten, bis Rotkäppchen abends nach Hause ginge. Dann wollte er ihm nachschleichen und wollte es in der Dunkelheit fressen.

Aber die Grossmutter merkte, was er im Sinne hatte. Nun stand vor dem Haus ein grosser Steintrog. Da sprach sie zu Rotkäppchen: »Gestern habe ich Würste gekocht. Das Wasser steht immer noch in der Küche. Nimm den Eimer, Rotkäppchen, trage es damit nach draussen und giesse es in den Steintrog.«

Rotkäppchen trug so lange, bis der grosse, grosse Trog ganz voll war. Da stieg dem Wolf der Geruch von den Würsten in die Nase. Er schnupperte und guckte hinab. Endlich machte er den Hals so lang, dass er sich nicht mehr halten konnte. Er fing an zu rutschen — und rutschte vom Dach herab, gerade in den grossen Trog hinein und ertrank. Rotkäppchen aber ging fröhlich nach Hause. Von nun an tat ihm niemand mehr etwas zuleide.

 

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