Rumpelstilzli.li - E-Learning für die ersten 3 Schuljahre

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Rumpelstilzchen

Art: Märchen
AutorIn: Brüder Grimm
Land: Deutschland
Sprecher: Tom Keymer

(ähnliches Grimm-Märchen: Die drei Spinnerinnen)

Es war einmal ein armer Müller, der brüstete sich eines Tages vor dem König: »Ich habe eine Tochter, die kann Stroh zu Gold spinnen!« Der König meinte: »Das ist eine Kunst, die mir wohl gefällt. Bring mir deine Tochter morgen in mein Schloss. Da will ich sie auf die Probe stellen.«

Das Mädchen wurde zum König gebracht und sogleich in eine Kammer geführt, in der lauter gebündeltes Stroh lag. Der König gab dem Mädchen Spinnrad und Haspel und sprach: »Wenn du dieses Stroh bis morgen nicht zu Gold gesponnen hast, so musst du sterben.« Dann verliess er die Müllerstochter und sperrte die Tür ab.

Rumpelstilzchen: Die Müllerstochter mit dem Stroh.Die Müllerstochter aber wusste sich keinen Rat. Noch nie in ihrem ganzen Leben hatte sie Stroh zu Gold gesponnen. Ganz verzweifelt begann sie zu weinen. Da öffnete sich plötzlich die Tür, und ein kleines Männlein trat in die Kammer.

»Guten Abend, junge Müllerin«, grüsste es freundlich. »Warum weinst du so?« — »Ach«, jammerte die Müllerstochter, »ich soll Stroh zu Gold spinnen und kann es nicht.« — »Ich kann dir helfen«, sagte das Männlein. »Was gibst du mir, wenn ich dir’s spinne?« Da gab ihm das Mädchen seine Halskette. Gleich setzte sich das Männlein ans Spinnrad, und — schnurr, schnurr, schnurr — dreimal gezogen, war die Spule voll. So verspann das Männlein alles Stroh zu Gold.

Am nächsten Morgen in aller Frühe kam der König zu der Müllerstochter. Wie staunte und freute er sich über das viele Gold! Doch gleich wollte er mehr davon haben. Darum liess er das Mädchen in der nächsten Nacht in eine noch grössere Kammer mit noch mehr Stroh sperren. »Spinne dieses Stroh über Nacht zu Gold!« befahl er der Müllerstochter.

Kaum war er gegangen, kam wieder das Männlein und bot seine Dienste an. Da zog das Mädchen seinen Ring vom Finger und gab ihn dem Männlein. Dieses setzte sich vor das Spinnrad, und — schnurr, schnurr, schnurr — dreimal gezogen, war die Spule voll. So machte es weiter, bis alles Stroh zu Gold gesponnen war.

Doch der König war so goldgierig, dass er die Müllerstochter in der darauffolgenden Nacht in eine dritte Kammer sperren liess. Die war noch grösser als die beiden ersten. Und sie war ganz mit Stroh gefüllt. »Wenn du auch dieses Stroh in einer Nacht zu Gold spinnst, sollst du meine Gemahlin werden«, sagte der König.

Kaum hatte er die Müllerstochter verlassen, öffnete sich wieder die Tür, und das Männlein trat ein. »Was gibst du mir, wenn ich dir wieder helfe?« fragte es. Aber das Mädchen hatte nichts mehr, was es dem Männchen für seine Dienste hätte geben können.

Da verlangte das Männlein: »So versprich mir dein erstes Kind, das du als Königin zur Welt bringst!« In ihrer Not willigte die Müllerstochter ein.

Als der König am nächsten Morgen die Kammer voller Gold sah, hielt er sein Versprechen und nahm die Müllerstochter zur Gemahlin. Ein Jahr darauf brachte die junge Königin ein Kind zur Welt.

Rumpelstilzchen: Rumpelstilzchen verlangt das Kind der Königin.Da wurde eines Tages die Tür zum Gemach der Königin geöffnet, und das Männlein trat ein. »Nun gib mir, was du mir versprochen hast!« verlangte es.

Die Königin erschrak sehr. Sie hatte gar nicht mehr an das Männlein gedacht. Sie bot ihm alle Reichtümer des Königreiches an, nur das Kind sollte es ihr lassen. Doch das Männlein sprach: »Deine Schätze will ich nicht. Etwas Lebendiges ist mir lieber!« Die Königin jammerte und bat lange vergebens. Aber schliesslich sprach das Männlein: »Nun gut. Ich gebe dir drei Tage Zeit. Wenn du bis dahin meinen Namen weisst, darfst du dein Kind behalten.«

Die ganze Nacht über dachte die Königin nach und entsann sich aller Namen, die sie jemals gehört hatte. Am nächsten Tag kam das Männlein zur Königin. Und sie nannte ihm alle Namen, die sie kannte. Doch jedes Mal sprach das Männlein: »Nein, so heisse ich nicht!«

Schliesslich ging das Männlein wieder. Die Königin aber hörte sich in der Nachbarschaft um und schickte auch einen Boten los. Der sollte sich erkundigen, was es weit und breit noch für Namen gäbe. 

Als das Männlein am zweiten Tag kam, nannte ihm die Königin die ungewöhnlichsten Namen. »Heisst du vielleicht Rippenbiest oder Hammelwade oder Schnürbein?« Aber jedes Mal sagte das Männlein wieder: »Nein, so heisse ich nicht!«

Da wurde die Königin sehr traurig. Am dritten Tag kam der Bote zurück und erzählte ihr: »Neue Namen habe ich nicht gefunden. Aber tief im Wald sah ich ein kleines Haus. Vor dem Haus brannte ein Feuer. Und um das Feuer hüpfte ein wunderliches Männlein auf einem Bein und schrie dabei:«

Heute back ich, morgen brau ich,
übermorgen hol ich der Königin ihr Kind.
Ach wie gut, dass niemand weiss,
dass ich Rumpelstilzchen heiss! 

Als die Königin den Namen hörte, war sie ausser sich vor Freude. Und sie konnte es kaum erwarten, bis das Männlein wieder zu ihr kam. Schliesslich ging die Tür auf, und es trat in das königliche Gemach. Verschmitzt lächelnd stellte es sich vor die Königin und fragte: »Na, Frau Königin, wie heisse ich?«

Da fragte die Königin erst: »Heisst du wohl Kunz?«
»Nein«, sagte das Männlein.
»Heisst du etwa Heinz?«
»Nein« erwiderte das Männlein und rieb sich vergnügt die Hände.

»Heisst du vielleicht Rumpelstilzchen?«

Da schrie das Männlein: »Das hat dir der Teufel gesagt! Das hat dir der Teufel gesagt!«

Und vor Wut und Zorn stampfte es mit dem rechten Fuss dabei ganz fest auf den Boden. Dann lief es schimpfend davon und wurde seitdem niemals wieder gesehen.



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